Nachruf
Freundschaft ist ein edles Gut und es sind in der Regel nur wenige Zeitgenossen, die diese mit einem anderen Menschen pflegen können. Ein großes Glück für den, der einen Freund hat, welcher sogar noch im Geiste ein Zwillingsbruder ist. Das heißt nicht, dass sie immer einer Meinung sein müssen, aber sie ergänzen und stärken sich einander und gestalten sich ein interessantes, lehrreiches und aufrichtiges Miteinander, auch in schwierigen Situationen des Lebens. Sie stehen sich gegenseitig bei, ohne zu fragen, warum. Genau das durfte ich mit meinem lieben Freund Helmut durchleben und es macht die Situation jetzt umso unerträglicher, dass wir Abschied von ihm nehmen müssen.
Mein Freund Helmut Strutz ist am 12.04.2024, nach längerem leidvollen Kampf gegen Krankheit und Schmerzen verstorben. Das erfüllt uns mit tiefer Trauer und unsere Gedanken sind bei seiner lieben Frau, seinen beiden Töchtern und seinen zwei Enkelinnen.
Wir verlieren mit ihm auch einen hervorragenden Kenner in Sachen Meerwasseraquaristik und echten streitbaren Verfechter für einen verantwortungs- und respektvollen Umgang mit der Natur. Beide hatten wir Freude und auch den Mut unsere Erfahrungen und das angesammelte Wissen niederzuschreiben und haben bekanntlich die zwei Bildbände „Bilder und Geschichten aus der Meeresaquaristik“ erfolgreich veröffentlicht. Das war auch Ansporn für weitere Arbeiten. Am vergangenen Wochenende habe ich unser Buch „Kaiserfische“ fertigstellen und zum Druck bringen können. Leider kann Helmut die Veröffentlichung nun nicht mehr miterleben. Es gibt aber noch Vorarbeiten zu anderen Themen, mit denen wir uns parallel beschäftigt haben, die ich in seinem Sinne auch noch zu Ende bringen möchte.
In diesen Werken bleiben uns seine Gedanken, sein Wissen und sein Humor bei der Umsetzung in Wort und Schrift erhalten und er damit unvergessen.
Ilmenau, 20.04.2024 Thomas Leithold
Über uns
Unsere Geschichte begann Ende der 1970er Jahre am Strand von Warnemünde bei strömendem Regen und einer steifen Brise.
Anlässlich einer Tagung der damaligen ZAG Meeresaquaristik (Zentrale Arbeitsgruppe des Kulturbundes der DDR) waren wir in Rostock. Gleich nach der Ankunft führte der Weg schnellstens an den Strand zur obligatorischen Begrüßung der Ostsee. Bei diesem Strandbesuch trafen wir uns zufällig das erste Mal, Helmut Strutz, Reinhard Wehle und ich. Das „Shit-Wetter“ hatte uns Meeresfreunde nicht von dieser „Zeremonie“ abhalten können. So lernten wir uns kennen und im Laufe der Zeit entstand eine echte Freundschaft.
Die Meerwasseraquaristik in der DDR zu betreiben, war wegen des Mangels an fast allen notwendigen Voraussetzungen, von Technik, Chemikalien bis hin zu den Tieren nicht einfach und erforderte viel Grundlagenwissen und Kreativität. Es gab aber eine Gruppe von Enthusiasten im Land, die sich da hineinknieten und ständig ihre Erfahrungen teilten, Abschäumer, Filter u. a. bastelten und im Rahmen der wenigen Möglichkeiten auch Tiere tauschten (Schwarzes Meer und sehr begrenzt Mittelmeer).
Der lange Werdegang von Wachstum und Erweiterung, die gesammelten Erfahrungen sowie das bis heute erworbene Wissen über eine möglichst optimale Pflege von Meerestieren im Aquarium haben für uns einen ungebrochenen Reiz. Wir betrachten die Entwicklung aber auch kritisch und erläutern das an den entsprechenden Stellen in unseren Büchern.
Helmut Strutz war nicht nur ein sehr engagierter Meerwasseraquarianer. Er war auch ein ausgezeichneter und anerkannter Fotograf, besonders von Meerestieren in Aquarien-Klein-und-Großanlagen, aber auch im natürlichen Lebensraum. Sein Bildmaterial umfasst, allein auf diesem Gebiet, an die 17.000 Dias.* Bereits in der DDR hielt er mit diesem angesammelten Material bis zur Wende 1989, zusammen mit dem kreativen Techniker und Freund Reinhard Wehle, Vorträge im Multimedia-Format. Reinhards gebaute Technik war, der marktüblichen in der DDR, um einiges voraus. 1990 zog Helmut nach Hamburg und begeisterte ab da, mit Vorführungen dieser Art, Meerwasserfreunde und Aquarianer in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gemeinsam mit seiner Frau Gudrun, die die indessen neue Technik bediente. Das war ihm später gesundheitlich leider nicht mehr möglich.
Mein Interesse an der Meerwasseraquaristik begann, nach vorheriger Skepsis, 1978. Ich bin von Kindesbeinen an Aquarianer, hielt aber die Meerwasseraquaristik in der DDR, bis dahin, für nicht machbar. Das änderte sich 1978 vollkommen. Durch einen mittelschweren Infekt ans Bett gefesselt, las da Beiträge über die Meerwasseraquaristik, welche ich bis dahin in meinem kleinen Literaturarchiv überblättert, hatte. Das weckte die Neugier und meine ersten Versuche begannen. Aus der Not heraus stellte ich die ersten Meersalzmischungen selbst her. Diese habe ich später, noch in der DDR, nach Analysen von Wasserproben aus dem Roten Meer mit den damals mühselig beschaffbaren Rohstoffen verbessert. (Wie ich an die Proben herankam und deren Analysen in einem professionellen Labor in einem großen Chemiebetrieb ist ein anderes, interessantes Kapitel). Daraus entstand mein besonderes Interesse für die Wasserchemie, stellte weiter Meersalz her und habe es auch bis weit in die 90er-Jahre erfolgreich vertrieben.
1991 eröffnete ich die öffentliche „Sauna Atoll“ in Ilmenau. Damit konnte ich das Hobby auch mit einer schönen Schauanlage für meine Gäste zugänglich machen. Das kleine Bistro und der Saunabereich waren mit vier Meeresaquarien von je 1000 Litern gestaltet, die an gesamt ca. 2000 Liter fassende Filter angeschlossen waren. Nach fast 30 Jahren musste ich das aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, verkaufte alles und bin nun Rentner im „Unruhestand“.
Der stattliche Fundus an tollen Fotos sollte nicht in Helmuts privatem Archiv sein Dasein fristen. Wie bereits seine Mädels haben auch wir ihn bearbeitet, daraus doch mal ein Buch zu machen. Nach einiger Zeit hat er mich dann gefragt, ob ich ihn dabei unterstützen könne. Das konnte ich und damit hatte er sich dann doch entschlossen, aus seinem Archiv, einen kleinen Teil der exzellenten Bilder, mit Beschreibung und Tipps für die Haltung der gezeigten Tiere auszuwählen. Dazu haben wir noch einen Ausschnitt unserer Erlebnisse und Erfahrungen aus den vielen Jahren ergänzt und niedergeschrieben. Daraus sind die zwei ansehnlichen Bildbände entstanden. Da wir keine Firma für unsere Projekte gewinnen konnten, meldete ich unseren eigenen Verlag an und realisiere dazu alle notwendigen Arbeiten, bis zum Druck.
Unsere Bücher enthalten also Erlebnisse und Erfahrungen einer Leidenschaft für die Meerwasseraquaristik, mit wunderschönen Bildbeispielen der Meeresfauna, fachlich fundierten Beiträgen, aber auch Anekdoten. Die Arbeit an dem 2. Band machte Lust auf mehr und so haben wir uns an neue Themen gewagt. Es entstand eine Monografie über seine Lieblinge, die Aalgrundeln. Die sehr positive Resonanz auf die ersten Bücher hat uns dabei auch bestärkt, trotz Internet, welches den Markt mit Informationen überschüttet, aber auch viel Unsinn verbreitet, unsere Arbeit weiterzuführen.
Zuletzt haben wir an dem Buch über die Kaiserfische gearbeitet. Das Erste, welches alle auf der Welt aktuell beschriebenen Arten zusammenfasst. Die weltweite Unterstützung von Biologen und Unterwasserfotografen, die wir mit großer Dankbarkeit erfahren konnten, war überwältigend. Mit der Hilfe all dieser tollen Menschen ist es uns gelungen, alle auf der Welt aktuell bekannten Arten Kaiserfische zu erfassen, zu beschreiben und mit tollen Bildern zu dokumentieren.
Leider konnte Helmut daran nicht mehr bis zur Vollendung mitarbeiten und auch nicht mehr die Veröffentlichung miterleben.
Bei der Verwirklichung unserer Projekte erhalten wir weiterhin großartige und konstruktive Unterstützung durch die Fa. Brandt Druck aus Ilmenau-Stützerbach.
Thomas Leithold
*Diapositiv = durchscheinendes, analoges Farblichtbild, besitzt einen hohen Kontrastumfang und -differenzierung ohne Bildbearbeitung (in dieser Qualität die Hohe Schule der Fotografie)
Weitere Informationen in der Unterseite Motivation s.o. anklicken